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Auge zumachen und dachte, daß jeden Augenblick einer
kommen wird und unser Gepäck abnehmen und vielleicht
verschwinden wir auch für immer und niemand wüßte dann,
wo wir geblieben sind. Früh um 5 Uhr ging die Türe auf und
der Mann brachte uns wieder zum Bahnhof. Der selbe Weg
zurück, wieder Russen am Weg. Nun standen wir stundenlang
bis ein Zug kam. Dieser war schon überfüllt und da sollten die
vielen Leute hinein. Sie hingen außen am Wagen und saßen auf
dem Dach. Mein Mann und ich hatten Glück, daß wir noch ins
Innere kamen. Wir wußten nicht wo der Zug hinfährt. Dann
kamen wir in Halle an. Von da erreichten wir einen Zug nach
Görlitz. Es war wieder Nacht. Wir gingen über die Felder fast
20 Kilometer ins Dorf, wo mein Mann daheim war.
Wir hatten noch unser Gepäck und etwas zu Essen. Von dieser
Fahrt träumte ich jahrelang, Görlitz war Kriegsschauplatz und
die ganze Stadt nur noch ein Trümmerhaufen, wie auch das
Land. Im Garten waren noch deutsche Soldaten begraben, die
man später wieder herausholte.
Die Stiefgeschwister meines Mannes in der ehemaligen DDR