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Meine vier Kinder
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Walter wurde am 27.04.1946 geboren. Es war genau ein Jahr
nachdem die Amerikaner einmarschiert sind. Die Not war noch
sehr groß. Es gab noch Lebensmittelmarken und das Geld war
nicht sehr viel wert. Ich ging zu den Bauern Stör nähen und
bekam dafür Mehl, Butter, Eier und Verschiedenes dazu.
Unsere Wohnung bestand aus zwei kleinen Zimmern, aber wir
fühlten uns trotzdem reich und zufrieden. Alte Betten und
Möbel waren da. Viele Flüchtlinge die aus Schlesien und
Sudetenland kamen hatten oft nur ein Zimmer mit der ganzen
Familie. Zu kaufen gab es nur Textilien auf Bezugsscheine. Die
Windeln von meinem Baby fertigten wir aus Bettwäsche die
zerschlissen war. Es gab noch keine Waschmaschine. Am Herd
kochte man die Wäsche jeden Tag, trotzdem hatten wir viel
Freude mit unserem kleinen Walter.
Dreieinhalb Jahre später kam Heinz, der friedliche und ruhige.
Die Freude war allerdings nicht sehr groß, als er am 11.11.1949
ankam. Noch dazu kam gerade auch der Währungswechsel in
diese Zeit, von RM auf DM. Pro Person gab es 45,00 DM
Kopfgeld. Wir hätten noch so vieles gebraucht, aber die RM
war nichts mehr wert. Unsere Einrichtung war mehr als
primitiv. Und nun war Heinz da. Ich wollte noch mit Nähen
etwas dazu verdienen. Das war nun nicht gerade alles
erfreulich. Zudem hätten wir lieber ein Mädchen gehabt. Aber
er war so brav, wie ein Mädchen es sein sollte. Meine Mutter
machte mir Vorwürfe weil wir gar nicht begeistert waren.
Heinz war ihr besonderer Liebling. Sie sagte auch immer er soll
mal Pfarrer werden. Das klappte